Ministerialdirigent Engelbert Beyer und Ministerialdirigentin Dr. Simone Schwanitz informierten sich vor Ort über das ambitionierte Projekt
PRESSEMITTEILUNG
Der Forschungscampus „Mannheim Molecular Intervention Environment“ (M²OLIE) ist zum 1. Juni 2019 in die zweite Hauptphase der Förderung übergegangen. M²OLIE ist einer von aktuell neun „Forschungscampi“*, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über einen Zeitraum von bis zu 15 Jahren gefördert werden. Die für die zweite Phase geplanten Projekte des Mannheimer Forschungscampus werden damit in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt bis zu 10 Mio. Euro weiter vom BMBF gefördert. Die Vision von M²OLIE, eines Tages auch metastasierten Krebs mit Hilfe einer maßgeschneiderten Therapie innerhalb eines Closed-Loop-Prozesses erfolgreich zu behandeln, rückt damit näher.
Den mehrstufigen Begutachtungsprozess hat der Forschungscampus mit Bravour gemeistert. Bei der Vor-Ort-Begehung durch zwei vom BMBF berufene externe Gutachterinnen im November 2018, konnten diese sich ein eindrückliches Bild von der erfolgreichen Forschungsarbeit der 1. Förderphase machen, indem sie den Closed-Loop, das zentrale Element von M2OLIE, im Rundgang an Stationen der jeweiligen Expertenzentren selbst durchliefen.
Was die beiden Gutachterinnen damals begeisterte, konnten Ministerialdirigent Engelbert Beyer, Leiter der Unterabteilung 52 „Forschung für Innovationen“ (Abteilung 5 „Forschung für Digitalisierung und Innovationen“) im BMBF, und Ministerialdirigentin Dr. Simone Schwanitz, Leiterin der Abteilung „Forschung, Technologietransfer, Digitalisierung und Europäische Union“ im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, bei ihrem heutigen Besuch in Mannheim selbst nachvollziehen. Denn auch hier wartete im Anschluss an einen Vortrag von Professor Dr. Stefan Schönberg (Leiter des Instituts für Klinische Radiologie und Nuklearmedizin der UMM und Mitglied des Lenkungsausschusses von M²OLIE), in dem er die Errungenschaften und Perspektiven des Forschungscampus darstellt, und einen Festvortrag von Professor Dr. Mathias Prokop (Leiter des Departments für Radiologie und Nuklearmedizin an der Radboud Universitätsklinik in Nijmegen, Niederlande) zum „Krankenhaus der Zukunft“ eine Führung durch die Stationen entlang des Closed-Loop-Prozesses von M2OLIE.
Auch Professor Dr. Dr. h.c. mult. Ernst Theodor Rietschel nutzte die Gelegenheit, sich vor Ort entlang des Closed-Loop führen zu lassen. Als Vorsitzender der Jury zur Förderinitiative „Forschungscampus“, eines 13-köpfigen, hochrangig besetzten Gremiums, hatte er dem BMBF nach der letzten Stufe des Begutachtungsprozesses, der „Verteidigung“ des Projektes durch Professor Schönberg und Dr. Heinrich Kolem (Executive Advisor und ehemaliger President Advanced Therapies der Siemens Healthcare GmbH), den Übergang des Forschungscampus M2OLIE in die zweite Förderphase ohne zusätzliche Auflagen empfohlen – eine Empfehlung, der das BMBF folgte.
Die uneingeschränkte Zustimmung sieht das Konsortium als Bestätigung auf seinem Weg, der Entwicklung eines „Interventionsraums der Zukunft“, in dem modernste Verfahren der Diagnostik und Therapie mit robotischen Assistenzsystemen zum Closed-Loop-Prozess verknüpft und zeitoptimiert in Form eines One-Stop-Shop, von der Aufnahme des Patienten bis zu seiner Entlassung, etabliert werden.
In der ersten Förderphase wurden hierfür komplexe diagnostische und therapeutische Einzelprozesse analysiert, erforscht und optimiert. Dazu gehören eine elektronische Patientenaufklärung, neuartige Bildgebungsanalysen, eine automatisierte, Roboter-assistierte Nadelplatzierung zur Biopsie und therapeutischen Intervention, die molekulare Klassifizierung von Tumorentitäten mittels Massenspektrometrie und Einberufung eines Ad-hoc-Tumorboards zur Therapieentscheidung.
In der zweiten Förderphase wird es darum gehen, den angestrebten Closed-Loop-Prozess einer effizienten und individualisierten Behandlung von Krebspatienten mit Oligometastasen in die klinische Anwendung zu bringen. Dazu müssen die Einzelschritte unter konsequenter Verwendung automatisierter Abläufe in einen durchgängigen, zeit- und kosteneffizienten Prozess integriert werden. Das ambitionierte Ziel in fünf Jahren wird sein, die Behandlung sämtlicher Metastasen eines oligometastasierten Krebspatienten mittels individualisierter, minimalinvasiver Therapie als One-Stop-Shop etabliert zu haben und klinisch zu evaluieren.
Der Patient steht im Mittelpunkt des Forschungscampus M²OLIE. Er soll von den automatisierten und optimierten Behandlungsprozessen, die eine verbesserte Effizienz, Genauigkeit und Geschwindigkeit bei Diagnose und Therapie versprechen, profitieren.
Mehr als 120 Mitarbeiter, die sich auf die aktuell 24 gleichberechtigten Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft verteilen, arbeiten unter dem Dach des Forschungscampus – jeder mit seiner spezifischen Expertise aus den Bereichen Medizin, Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Informatik und Betriebswirtschaftslehre. Die fünf akademischen Partner und 19 Partner aus der Wirtschaft (Großunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen der Industrie) haben dafür zusätzlich Eigenbeträge in Höhe von insgesamt über 13 Mio. Euro zugesagt.
Beste Bedingungen, damit M²OLIE in 10 Jahren, am Ende einer 3. Förderperiode, die Erwartungen des BMBF an seine Forschungscampi erfüllt, sich über die maximale Förderdauer von 15 Jahren hinaus zu verstetigen.
M²OLIE ist in die 2. Förderphase gestartet mit:
Begonnene wissenschaftliche Arbeiten: 145
Abgeschlossene wissenschaftliche Arbeiten: 100
Wissenschaftliche Veröffentlichungen: 85
Vorträge auf Konferenzen : 294
Klinische Studien/Patienten: 16/416
Medizinprodukte bis TRL 4: 20
Medizinprodukte mit TRL 5 bis 9: 17
Angemeldete Patente: 4
Angemeldete Patente: 1
Spin-offs: 1
*Forschungscampi
Mit der Förderinitiative „Forschungscampus – öffentlich-private Partnerschaft für Innovationen“ unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) groß angelegte und langfristige Ansätze der standortgebundenen Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft.
Die deutschlandweit neun Forschungscampi setzten sich aus ganz unterschiedlichen Disziplinen zusammen und verfolgen unterschiedliche Fragestellungen. M²OLIE ist der zweite Forschungscampus, der erfolgreich in die Verlängerung gegangen ist.
Text: Dr. Eva Maria Wellnitz, Wissenschaftskommunikation, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg
Fotos: FGV Zentrum, UMM.