Vor-Ort-Begehung des Forschungscampus M²OLIE in Mannheim

14.11.2023

M²OLIE stellt seine Innovationskraft unter Beweis

Mannheim, 7. November 2023

Am 7. November 2023 stellte der Forschungscampus M²OLIE seine Innovationskraft erneut eindrucksvoll unter Beweis. Aufgrund des Antrags für eine dritte Förderphase besuchten dieses Mal gleich zwei vom BMBF berufene externe Gutachterinnen den Mannheimer Forschungscampus (Prof. Dr. Frauke Alves, Gruppenleiterin „Translationale Molekulare Bildgebung“ am Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften und an der Universitätsmedizin Göttingen, und Prof. Dr. Christiane Kuhl, Direktorin der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Uniklinik RWTH Aachen) sowie zwei Mitglieder der Jury zur Förderinitiative „Forschungscampus − öffentlich-private Partnerschaft für Innovationen“ des BMBF (Prof. Dr. Ellen Enkel, Lehrstuhl für Allgemeine BWL & Mobilität, Universität Duisburg-Essen, und Dr. Viola Bronsema, Geschäftsführerin des BIO Deutschland e. V.). Außerdem war eine Vertreterin des BMBF sowie Vertreterinnen und Vertreter der Projektträger Jülich und VDI anwesend. Selbstverständlich waren auch die M²OLIE-Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft zahlreich vertreten. Insgesamt nahmen knapp 80 Personen an der Veranstaltung teil.

Die Begrüßung der Gäste erfolgte durch den Vorsitzenden des Kuratoriums von M²OLIE und Dekan der Medizinischen Fakultät Mannheim an der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Sergij Goerdt. Anschließend betonten Ministerialdirektor Dr. Hans J. Reiter (MWK Baden-Württemberg), Prof. Dr. Frauke Melchior (Rektorin der Universität Heidelberg) und der Oberbürgermeister der Stadt Mannheim, Christian Specht, die herausragende Bedeutung des Forschungscampus für den Medizintechnikstandort Baden-Württemberg, für die Universität Heidelberg und für die Stadt Mannheim. Die Mitglieder des Lenkungsausschusses Prof. Dr. Stefan Schönberg (Direktor der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, UMM) und des Projektausschusses Prof. Dr. Carmen Wängler (Leiterin der Arbeitsgruppe Biomedizinische Chemie, KRN, UMM) präsentierten anhand der Fortschritte im M²OLIE Closed-Loop-Prozess, wie durch M²OLIE ein Paradigmenwechsels in der Tumortherapie erreicht werden kann.

Im Anschluss erfolgte ein tatsächlicher Rundgang entlang der Stationen des in M²OLIE bereits entwickelten „Basisprozesses“ von der Patientenaufnahme bis zur Biopsie (minimal viable closed loop). So durften die Gutachterinnen im M²OLIE-Zentrum zunächst als Patient beispielhaft auf dem TEDIAS-Stuhl Platz nehmen, wo, unterstützt durch einen Avatar, unter anderem der Blutdruck, die Sauerstoffsättigung des Bluts, die Handkraft sowie die Temperatur gemessen werden. Im Rahmen der Erläuterungen zur zeiteffizienten digitalen Anamnese wurden die vielen andockenden Teilprojekte in M²OLIE ebenso vorgestellt: die Operational Plattform, auch M²OLIE-„Cockpit“ genannt, welche als übergeordnete Instanz zur Orchestrierung des komplexen, dynamischen Behandlungsprozesses von Patienten mit Oligometastasen entwickelt wurde sowie Anbindungen an die Software mint Lesion™ und Kaapana zur Biopsieplanung und Bildfusion.

An der nächsten Station konnten die Gutachterinnen und Jurorinnen in der Angio-Suite eine roboterassistierte Biopsie, wie sie in M²OLIE durch den guidoo ermöglicht wird, live miterleben. Durch den Einsatz des Roboters werden für die Nadelintervention die Planungszeit verkürzt und die Treffgenauigkeit erhöht. Damit wird der Patient schonender und schneller behandelt. Nach der Biopsieentnahme beim Patienten erhielten die Gäste weitere Einblicke in die Fortschritte des Closed-Loop-Prozesses. Das M²OLIE-Team stellte die Ergebnisse und die in der dritten Förderphase geplanten Vorhaben aus den innovativen Projekten vor: der Einsatz von intelligenter Massenspektrometrie, die In-Vitro-Evaluation von Theranostika im M²OLIE-Labor, die Erforschung und Entwicklung hoch-spezifischer Radiotracer, die für die maßgeschneiderte Therapie des Patienten notwendig ist, die zahlreichen Potenziale in der Tumorboardgestaltung, die smarte optische Unterstützung im Interventionsraum durch den OR-Companion, die effiziente Bestandsaufnahme und das Monitoring im OP durch den intelligenten Seek-Workflow, der Einsatz der mit RAPID Biomedical entwickelten Spule im MRT, die neuesten Entwicklungen zum Thema Seed-Implantationen und Kypho-IORT, das neu entwickelte intro-CT System am CT Flash sowie das integrierte Gesamtsystem zur Überprüfung des Ablationsfortschritt bei Eingriffen. Geleitet wurde der Rundgang von Dr. Hannah Schlott, Organisatorische Leiterin des UMM Living Labs, und Dr. med. Fabian Tollens, Assistenzarzt in der Klinik für Radiologie, UMM.

Aufgrund der vielen interessierten Fragen der Gutachterinnen und Jurorinnen und der daraus resultierenden spannenden Diskussionen wurde am Nachmittag auf Frontalpräsentationen weitestgehend verzichtet. In einer interaktiven Diskussionsrunde wurden weitere Fragen beantwortet, wie z. B. zu den geplanten Projekten und der Forschungsstrategie in der dritten Förderphase (Prof. Dr. Steffen Diehl, Leitender Oberarzt KRN, UMM, und Prof. Dr.-Ing. Jan Stallkamp, Direktor des MIISM, UMM). Insbesondere soll die zukünftige Konzentration der Vorhaben auf ein Verbundprojekt mit vier Modulen die entwickelten Prozesse im Closed-Loop aus den vergangenen beiden Förderphasen noch enger verzahnen und dem effizienten Management der vielen anfallenden Daten gerecht werden. Außerdem wurden Fragen beantwortet zur M²OLIE-Klinik als Leuchtturmkrankenhaus (Prof. Dr. Hans-Jürgen Hennes, Ärztlicher Direktor, UMM), zur Bedeutung der öffentlich-privaten Partnerschaft für die Industrie (Dr. Robert Krieg, Vice President Advanced Solutions & Therapy, Siemens Healthineers, und Dr. Florian Odoj, Managing Director, RAPID Biomedical GmbH) sowie zur Verstetigungsstrategie von M²OLIE (Prof. Dr. Katja Patzel-Mattern, Prorektorin für Innovation und Transfer, Universität Heidelberg, und Prof. Dr. Armin Heinzl, Lehrstuhl für ABWL und Wirtschaftsinformatik, Universität Mannheim). Geleitet wurde die Diskussionsrunde von Prof. Dr. Frank Giordano, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie und PD Dr. Isabelle Ayx, Fachärztin für Diagnostische Radiologie, UMM.

Insgesamt war die Vor-Ort-Begehung aus Sicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von M²OLIE erneut sehr erfolgreich. In den vergangenen zehn Jahren – der Forschungscampus feierte dieses Jahr sein Jubiläum – wurde bemerkenswert viel erreicht. Die Umsetzung der Vision von M²OLIE, nämlich Krebs trotz Metastasen mit Hilfe des Closed-Loop-Prozesses erfolgreich zu behandeln, wurde an diesem Tag hautnah vorgestellt. Der nächste wichtige Termin für den Forschungscampus ist die Jurysitzung am 16. Februar 2024.

Präsentationen zur Vor-Ort-Begehung des Forschungscampus M²OLIE im November 2023.
Foto: FGV
Erste Station im M²OLIE Closed-Loop: Digitale Anamnese auf dem TEDIAS-Stuhl.
Foto: FGV