Aufgrund der auslaufenden ersten Förderphase zum Ende des Jahres 2018 und der bereits beantragten zweiten Förderphase besuchten zwei vom BMBF berufene, externe Gutachterinnen (Prof. Dr. Frauke Alves, Gruppenleiterin Molecular Imaging in Oncology, Tandemgruppe Max Planck Institut für Experimentelle Medizin, Universitätsmedizin Göttingen und Prof. Dr. Christiane Kuhl, Direktorin der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Uniklinik RWTH Aachen) den Mannheimer Forschungscampus M²OLIE. Bei dem Treffen wurden den Expertinnen sowohl die bislang erreichten Ziele von M²OLIE als auch die geplanten Vorhaben in der zweiten Förderphase im Detail vorgestellt. Auch die M²OLIE Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft waren zahlreich vertreten (knapp 70 anwesende Gäste) und nutzten die Gelegenheit der Veranstaltung, um sich über die vergangene und zukünftige Zusammenarbeit auszutauschen.
Die Begrüßung der Gäste erfolgte durch den Vorsitzenden des Kuratoriums und Dekan der Medizinischen Fakultät Mannheim an der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Sergij Goerdt. Im Anschluss betonten Ministerialdirektor Ulrich Steinbach (MWK Baden-Württemberg), Prof. Dr. Dr. h. c. Bernhard Eitel (Rektor der Universität Heidelberg) und Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, die regionale Bedeutung des Forschungscampus für den Medizintechnikstandort Baden-Württemberg, für die Universität Heidelberg und für die Stadt Mannheim. Die Mitglieder des Lenkungsausschusses Prof. Dr. Stefan Schönberg (Direktor IKRN, UMM) und Prof. Dr. Mathias Hafner (Prorektor Forschung und Technologietransfer, HS Mannheim) präsentierten gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Projektausschusses, Prof. Dr.-Ing. Jan Stallkamp (Leiter Fraunhofer PAMB) die Molekulare Intervention und den „Closed-Loop“ als zentrale Elemente von M²OLIE.
Im Anschluss erfolgte ein „tatsächlicher Durchlauf“ des Closed-Loop im Rundgang an Stationen der jeweiligen Expertenzentren im Forschungscampus. Zunächst wurden Einblicke in die smarte Prozessablaufsteuerung gewährt: Die Prozessmanagementplattform von M²OLIE fungiert als übergeordnete Instanz zur Digitalisierung und Orchestrierung des komplexen, dynamischen Behandlungsprozesses von oligometastasierten Patienten. An der zweiten Station durften die Gutachterinnen die entwickelte elektronische Patientenaufklärung live ausprobieren: Diese soll künftig nicht nur den Zeitaufwand für das medizinische Personal senken, sondern vor allem die Qualität der Aufklärung durch einen besseren und personalisierten Informationsstand der Patienten steigern. Die nächste Station zeigte wie durch die Computertomographie am SOMATOM Force wichtige morphologische und funktionelle Daten schnell zur Verfügung gestellt werden, um Folgeprozesse früh anstoßen zu können. Daraufhin wurde demonstriert, wie durch die Magnetresonanztomographie am MAGNETOM Skyra, die morphologischen MR-Bildinformationen durch funktionelle quantifizierbare Daten zur Perfusion, Diffusion, Gewebeelastizität und Natriumkonzentration erweitert werden. Der nächste Schritt beinhaltet die Fusion der morphologischen Bilddaten mit funktionalen Modalitäten zu einem multimodalen Datensatz. Die generierten Informationen sind Grundlage für die Therapieplanung und Intervention im M²OLIE Prozess; die aufbereitete Bildinformation steht dem Interventionalisten und den Assistenzsystemen anschließend direkt zur Verfügung. Zur nächsten Station ging es in den experimentellen Hybrid-OP des Forschungscampus: Hier wurde die Roboter assistierte Intervention und die navigierte Roboter gestützte Nadelplatzierung mit intuitiver Sprachsteuerung und Trackingsystem hautnah vorgestellt. Durch die höhere Präzision des Biopsieprozesses soll in diesem Schritt erneut die Behandlungszeit für den Patienten reduziert werden. Im Interventionsraum wurden außerdem spannende Einblicke in die neuartige und schnelle Biopsieanalyse gewährt, die sich auf simultane Analyse tausender Stoffwechselprodukte mittels Massenspektrometrie und Maschinenlernen stützt. Die letzte Station im M²OLIE Closed-Loop zeigte die Erforschung und Entwicklung hoch-spezifischer Radiotracer, die für die maßgeschneiderte Therapie des Patienten notwendig ist.
Aufgrund der Begeisterung der beiden Gutachterinnen für die verschiedenen Teilprojekte und ihrer vielen interessierten Fragen und der daraus resultierenden spannenden Diskussionen verlängerte sich der Rundgang um fast eine ganze Stunde. Am Nachmittag wurden die drei neuen Verbundprojekte M²IBID (Prof. Dr. Ulrike Attenberger, IKRN, UMM & Prof. Dr. Frank Zöllner, CKM, UMM), M²INT (Prof. Dr.-Ing. Stallkamp, Fraunhofer PAMB & Prof. Dr. Steffen Diehl, IKRN, UMM), und M²DATA (Prof. Dr. Armin Heinzl, Universität Mannheim & Josef Haller, INFOMOTION GmbH) im Detail vorgestellt. Die Konzentration der Vorhaben auf drei Verbundprojekte soll die entwickelten Teilprozesse im Closed-Loop Prozess aus der ersten Förderphase künftig noch enger verknüpfen und dem effizienten Management der vielen anfallenden Daten gerecht werden.
Die Veranstaltung wurde abgerundet durch die Vorstellung des Potentials von M²OLIE in der zukünftigen Patientenversorgung an einer Universitätsklinik (Prof. Dr. Frederik Wenz, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinikum Mannheim GmbH) und wichtigen Einblicke in die Chancen und Herausforderungen in der Produktentwicklung innerhalb der MedTech Industrie (Dr. Heinrich Kolem, ehem. Präsident Advanced Therapies, Siemens Healthineers). Prof. Dr. A. Stephen K. Hashmi (Vorsitzender des Lenkungsausschuss u. Prorektor für Forschung und Transfer der Universität Heidelberg), Anke Faller (Patentabteilung der Universität Heidelberg) und Prof. Dr. Armin Heinzl (Universität Mannheim) schlossen mit jeweils interessanten Beiträgen zur Struktur und zur Verstetigung des Forschungscampus den erfolgreichen Tag ab.
Insgesamt war der Tag aus Sicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von M²OLIE sehr erfolgreich. In den vergangenen vier Jahren wurde bemerkenswert viel erreicht und die Vision von M²OLIE, eines Tages Krebs trotz Metastasen mit Hilfe des Closed-Loops erfolgreich zu behandeln, rückt immer näher. Der nächste wichtige Termin für den Forschungscampus ist die Jurysitzung im Februar 2019.
© Fotos: M²OLIE